Interview mit Karin Geese

Interview mit Karin Geese

Liebe Karin, stell dich doch gerne einmal kurz vor.

Nach 3-jährigem Studium zur Diplomsportlehrerin begann ich mit knapp 22 Jahren meine Lehrtätigkeit am OHG und war damit vermutlich die jüngste Lehrerin, die am OHG jemals unterrichtet hat. Meine Oberstufenschülerinnen und -schüler nahmen mich damals noch nicht wirklich ernst, sahen mich eher als ihresgleichen, was sich dann aber im Laufe meines Lehrerdaseins geändert hat.

41 Jahre war ich (fast) immer gerne Lehrerin, hatte ich doch mein Hobby in meinen Beruf integrieren können - ich betrieb als Jugendliche Turnen, Schwimmen und Leichtathletik sogar als Leistungssport.

Was machst du momentan?

Ich hatte mir für mein Rentnerdasein viel vorgenommen: Wollte Französisch vertiefen, Klavier spielen lernen und viel mit meinem Mann reisen. Davon geblieben ist nur das Reisen, da ich innerhalb von 5 Jahren gleich mit fünf Enkeln gesegnet wurde und deren Eltern unterstützen musste, weil durch Corona häufig die Kita ausfiel. Ansonsten nehme ich mir weiterhin Zeit für „Gesundheitssport“, wie Joggen oder Volleyballspielen mit meinen ehemaligen Kollegen … was gut für die Psyche ist, weil wir bei urkomischen Spielzügen viel zusammen lachen müssen.

Gibt es Entwicklungen, die durch deine Zeit am OHG angestoßen wurden?

Im Laufe der Jahre fiel mir auf, dass viele Schülerinnen und Schüler immer bewegungsärmer wurden. Auch Sport im Maschpark, außerhalb der Sporthalle, wurde immer unbeliebter. Da mir aber Sport an der „frischen Luft“ wichtig war und ich seit vielen Jahren den Göttinger Altstadtlauf organisierte, führte ich kurzerhand den Schulcup ein. Das Resultat: Seit ca. 15 Jahren haben mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler daran teilgenommen. Das OHG hat den Cup bislang immer gewonnen, da es die meisten Schülerinnen und Schüler an den Start brachte.

Durch Klassenfahrten (z. B. nach Rom oder die Wikingerstadt Haithabu) entdeckte ich auch mein großes Interesse an Archäologie. Seitdem ist keine archäologische Stätte oder auch zielführendes Buch mehr vor mir sicher … eine große Bereicherung!

Welche positiven Erinnerungen hast du an das OHG?

Besonders positiv empfand ich den freundschaftlich kollegialen Umgang der Lehrer untereinander. Auch die Führung des OHG war nie abgehoben, sondern befand sich auf Augenhöhe mit den Lehrenden. Da ich ein Jahr an einem Bochumer Gymnasium war, weiß ich, dass so etwas keine Selbstverständlichkeit ist.

Außerdem habe ich immer wieder versucht, Schülerinnen und Schüler für die Leichtathletik zu interessieren; regelmäßig nahm ich deshalb mit mehreren Altersstufen an dem Schulwettbewerb „Jugend trainiert“ teil und konnte tatsächlich immer wieder Talente gewinnen, die sogar in niedersächsischen Bestenliste ganz oben standen … um nur einige zu nennen: Zarah Moschner, Holger Winkel, Iris Kaisinger.

Was war das für ein Gefühl, wenn du morgens das OHG betreten hast?

Da ich ausschließlich Sport unterrichtete, wusste ich, dass recht anstrengende Stunden vor mir lagen … Geräte Auf- und Abbau, Hilfestellung, Geräuschpegel. Trotzdem freute ich mich darauf, den Schülerinnen und Schülern Neues zu vermitteln und ihre Begeisterung zu erleben, wenn ihnen Schwieriges gelang.

Die Gedanken auf dem Weg nach Hause waren naturgemäß sehr unterschiedlich. Hatte ich herausfordernde Turnstunden hinter mir, war ich froh, wenn die Hilfestellung untereinander zuverlässig wahrgenommen wurde und alle gesund und unverletzt den Unterricht verlassen konnten. Wenn der Unterricht nicht zu meiner Zufriedenheit oder der meiner Schülerinnen und Schüler abgeschlossen wurde, beschäftigte mich das schon noch eine zeitlang.

Mit zunehmendem Alter machte sich nach mehreren Stunden Sportunterricht gerne mein Rücken schmerzend bemerkbar und es beschäftigte mich zunehmend die Frage, was ich noch alles vormachen bzw. welche akrobatischen Übungen ich auslassen sollte, um nicht meine oder die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu gefährden.

Welche Frage würdest du gerne einem aktuellen OHG-Schüler/einer Schülerin stellen?

Mich würde interessieren, ob alle vermittelten Schulfächer noch als wichtig erachtet werden oder ob man nicht in der Oberstufe z. B. anstelle Sport auch Ernährung oder Gesundheit wählen können sollte. Gleiches gilt auch für andere Fächer z. B. statt Mathematik, ein Halbjahr Geldanlage usw.

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